Sie sind Feuer und Flamme; brennen für das, was sie tun: Die Hip-Hop- und Rapgruppe Moop Mama heizte am zehnten Februar die Menge in der Großen Freiheit 36 mächtig ein. Dabei bewiesen sie, weshalb sie für ihre Liveshows bekannt sind. Die sind nämlich ein wahres Feuerwerk.
Von offenen Herzen und offenen Geistern
Mit dem Supportact Roger Rekless wurde der Beginn des Konzertes ziemlich emotional. Seine Songs spielten mit einer Mischung aus ernsten Themen von heute und Reggae-Rhythmen, die Bock auf mehr machten. Zwischendurch schüttelte er einen Freestyle aus dem Ärmel und meinte stolz, dass man in Hamburg nicht erklären müsse, was das ist. Dann wurde es ernst: Rekless erzählte, wie er weinend vor dem Fernseher die Flüchtlingsbilder aus der kongolesischen Stadt Goma verfolgte. Mit seinem gleichnamigen Song wolle er Geschichten erzählen, von denen man sonst nichts hören würde. Mir lief immer wieder Gänsehaut über den Rücken.
Ob für die Graffiti-Szene oder diejenigen Menschen, die täglich um ihr Leben kämpfen: Als Rapper wolle er die Welt ein Stückchen besser machen und rief das Publikum dazu auf, überall draußen ihre Liebe zu verteilen. „Und auch, wenn das super cheesy klingt, ist das der einzige Weg, den wir haben“, so Rekless, während er sich für die offenen Herzen und offenen Geister bedankt. Anschließend ließ er die Stimmung wieder aufleben und überließ mit dem Lied „Drums“ Moop Mama die Menge.
“Was soll das heißen, du magst die Drums nicht?”
Die Zehnertruppe legte mit „Wildnis“ einen starken Auftakt auf die Bühne. Die Kinder der Revolution tobten, die Bläser machten zwischendurch Faxen, Frontmann MC Keno rappte sich die Seele aus dem Leib – und mit ihm die Fans. So eine Show habe ich selten gesehen. Kein Wunder, dass Moop Mama für ihre Liveauftritte bekannt sind, und das nicht nur in Hamburg: Im August vergangenen Jahres waren sie im Hambacher Forst unterwegs und sorgten für Stimmung unter den Aktivisten. Und wenn gerade keine Großdemos angekündigt sind, spielen sie am Liebsten spontan an öffentlichen Plätzen oder Parks in der Stadt. Bei solchen Guerilla Gigs entdeckt das Publikum keine Verstärker, höchstens ein Megafon in Kenos Hand. Dieses Talent, die Leute einfach mitzureißen, stellt die Brassband auch mit der restlichen Setlist und ihrem inzwischen vierten Album „Ich“ unter Beweis.
Und das ist nicht ihre einzige Stärke: Auch instrumental räumte die selbsternannte „Urban Brass“- Kombo ab. Mit unterschiedlichen Melodien, Akkorden und Stimmungen rollten sie rote Klangteppiche für die anschließenden Soli von Trompete, Saxophon und Co. aus. Zwischendurch machten Requisiten wie Regenschirme die Show noch abwechslungsreicher. Auch ein Mountainbike schummelte sich für den Track „Die Erfindung des Rades“ auf die Bühne. Für mich war der Song „Hier bin ich“ das Highlight, bei dem Keno sich kurzerhand in ein leuchtendes Jackett schmiss. Damit unterstreicht er treffend die Kritik an der schillernden Social-Media-Welt und die absurde Selbstdarstellung im Netz. Generell sind die Texte der Band mit vielen geistreichen Wortspielen geschmückt und behandeln politische, gesellschaftskritische und alltägliche Themen.
Wie in einer riesigen Kneipe
Auch für Moop Mama war das Konzert etwas Besonderes, und nicht nur, weil es von allen Gigs der Tour als erstes ausverkauft war. Stolz verkünden sie: „Wir haben jetzt schon in mehreren von solchen Läden gespielt, viele von denen sagen dir: „Ich bin eine große Halle, du musst jetzt tun als wärst du ein Star!“. Und die Große Freiheit sagt: „Ich hab’ schon alles gesehen. Du bist herzlich willkommen, aber mach erstmal.“ Hier also zu stehen, fühlt sich unfassbar gut an“.