Einen „Raum zum Sein, zum Austausch, zum Ausstellen“ nennt die Hamburger Künstlerin und Studentin Paula Berenike das ehemalige Karstadt Gebäude am Hamburger Hauptbahnhof. Nach fast zwei Jahren Leerstand kann man in dem ehemaligen Sportgeschäft nun über fünf Stockwerke verteilt Workshops, Ateliers und wechselnde Ausstellungen lokaler, internationaler und zeitgenössischer Kunst geniessen. Der Eintritt ist frei, die Musik gut und der Austausch mit der Hamburger Kreativszene garantiert. Möglich gemacht hat das die Hamburg Kreativ Gesellschaft. Mit diesem Projekt werden gleich zwei essentielle Herausforderungen der Corona Pandemie angegangen: der Mangel erschwinglicher Räume für Kreativschaffende und der Leerstand von Einzelhandelsflächen. Von Juni bis Dezember 2022 können Künstler*innen und Kollektive für 1,50 Euro pro Quadratmeter die freie Fläche mieten. Der Rest wird aus Spenden und den Corona Mitteln der Stadt finanziert, die zum Ende des Jahres allerdings auslaufen. Dabei findet auch Paula Berenike, dass es wichtig ist, solche Orte als Kreativraum zu nutzen, „weil Kunst immer sehr exklusiv, nicht zugänglich und unnahbar wirkt“.
Beim Betreten der Artstadt wird einem aber sofort bewusst: Kunst ist überall, es gibt sie in unendlichen Formen und kann immer neu interpretiert werden. Jede*r kann ein Konzept vorschlagen und sich mit seinen Werken bewerben. Neben Workshops zu Blockchain und NFTs, Konzerten und Roller Discos, werden hier auch umstrittenere Arten des Schaffens näher gebracht: der Konzeptkünstler Peter Krell generiert zum Beispiel mithilfe einer Künstlichen Intelligenz Bilder aus Textbeschreibungen. „Ich glaube, das hat irgendwas mit dem, was wir hier alle machen zu tun.“ Denn selbst wenn man schon längst – wie vom Kunstmarkt gefordert – einen eigenen Stil entwickelt habe, könne man auf diese Weise relativ schnell neue Entwürfe erstellen und sich durch diese inspirieren lassen, so Krell. Mitten in der Innenstadt gelegen, ist der alte Karstadt nun zu einem Treffpunkt geworden, an dem die kreative Szene Hamburgs ungestört zusammenkommen und sich austauschen kann. Was im kommenden Jahr daraus wird, ist allerdings ungewiss. Klar ist nur, dass es mehr Eigentümer*innen braucht, die ungenutzte Fläche für solche Projekte zur Verfügung stellen, damit Menschen wie Paula Berenike ihr Schaffen weiterhin zeigen und dazu einladen können sich mit ihrer Kunst auseinanderzusetzen. Sie selbst male vor allem weibliche Gesichter, die eher traurig wirken. Es ist ihre Art, Emotionen zu verarbeiten. „Ich möchte in den Leuten was bewegen, ich möchte, dass sie sich mit ihren Gefühlswelten auseinandersetzen“, sagt die 22-Jährige.
Am 20. Januar 2023 kann man ihre Werke im Rahmen der Ausstellung „Esferas Conciencia – Sphären des Bewussten“ im Grünen Jäger betrachten. Ein Event, dass es sich definitiv zu besuchen lohnt!