Sicher Schnacken über Videochats

In Zeiten des Coronavirus werden Videochats immer beliebter. Doch bietet Skype, WhatsApp, Zoom oder Houseparty das beste Angebot? Und wie groß schreiben die Anbieter Datenschutz? Wir haben eine Übersicht zusammengestellt.

Gesellige Abende mit Freund*innen sind durch das Coronavirus sowie das deutschlandweite Kontaktverbot erst einmal tabu. Allerdings nicht digital. Um das Social Distancing zu überwinden, verabreden sich gerade immer mehr Jugendliche zu Videochats. Wir haben daher die vier wohl bekanntesten kostenlosen Anbieter miteinander verglichen.

Skype: Klassisch und funktionell

Mit 17 Jahren Erfahrung ist Skype (heute im Besitz von Microsoft) der älteste, der hier vorgestellten Videochat-Anbieter. Dieser ermöglicht Videoanrufe mit bis zu 50 Teilnehmenden zugleich. Gespräche können sowohl aufgenommen als auch in Echtzeit übersetzt werden. Zudem können Nutzende ihren Bildschirm teilen und einen Autofokus ihrer Kamera einstellen.

Anfang August vergangenen Jahres geriet das Unternehmen aber unter massive Kritik. Mitarbeiter*innen von Skype hörten der Süddeutschen Zeitung zufolge übersetzte Gespräche ab und analysierten diese. In den Nutzungsbedingungen wies Skype damals nicht darauf hin.

Inzwischen hat Skype darauf reagiert. In seinen Datenschutzrichtlinien steht heute ausdrücklich, dass „sowohl automatisierte als auch manuelle (menschliche) Verarbeitungsmethoden“ genutzt werden. Zur Verbesserung der Sprachdienste werden laut des Unternehmens beispielsweise kurze Ausschnitte von Gesprächen untersucht.

WhatsApp: Einfach und übersichtlich

Deutlich jünger ist der Gruppen-Videochat von WhatsApp aus dem Jahr 2018. Teilnehmen können daran allerdings maximal vier Personen. Im Vergleich zu Skype bietet WhatsApp zudem keine weiteren Funktionen während des Videochats.

Was den Datenschutz betrifft, erklärt das Tochterunternehmen von Facebook: „Genau wie deine Nachrichten, sind auch WhatsApp Anrufe Ende-zu-Ende verschlüsselt, was bedeutet, dass weder WhatsApp noch Dritte sie anhören können.” Dennoch werden personenbezogene Daten und Nutzungsinformationen mit allen Facebook-Unternehmen geteilt. Ein Grund, weshalb auch WhatsApp immer wieder kritisiert wird.

Zoom: Sicher und hochauflösend

Mit einer HD-Auflösung und bis zu 100 Teilnehmenden pro Videochat wirbt Zoom. Das Unternehmen wurde 2011 gegründet. Neben der Möglichkeit Videochats aufzuzeichnen und Transkripte zu erstellen, bietet es auch die Funktion seinen Bildschirm zu teilen.

Vor kurzem stand der Anbieter Berichten der ARD zufolge allerdings in der Kritik. Hackern soll es möglich gewesen sein, Nutzer per Webcam auszuspionieren. Zugleich wurden zeitweise Gerätedaten an Facebook weitergeleitet. In den Datenschutzrichtlinien betont das Unternehmen jedoch: „Zoom erhebt nur die Benutzerdaten, die für die Bereitstellung von Diensten von Zoom erforderlich sind.“

Für großes Aufsehen sorgte laut der ARD ebenso das „Zoombombing“ – das unerwünschte Eindringen von Hackern in eine Videokonferenz. Sie sollen dabei pornografische und radikale Inhalte verbreitet haben. Zoom-Chef Eric Yuan entschuldigte sich dafür per Bloggeintrag und versicherte diese Sicherheitslücken inzwischen geschlossen zu haben.

Houseparty: Spontan und verspielt

Die englischsprachige App aus dem Jahr 2016 bietet einen virtuellen Raum. Diesen können bis zu acht Freunde*innen jederzeit betreten. Dort können sie in Spielen wie “Montagsmaler” und “Wer bin ich?” miteinander wettstreiten. Damit jede/r wie bei einer WG-Party spontan dazustoßen kann, erhalten alle Nutzenden eine Push-Nachricht, sobald einer ihrer Kontakte gerade online ist.

Zwar könnten diese Funktionen für einen lustigen Spieleabend kaum besser sein, jedoch gilt bei Houseparty folgende Nutzungsbedingung: „You agree that Life on Air is free to use the content of any communications ubmitted by you via the Services, including any ideas, inventions, concepts, techniques, or know-how disclosed therein, for any purpose including developing, manufacturing, and/or marketing goods or Services.“

In sozialen Netzwerken kursiert darüber hinaus das Gerücht, dass über die App Spotify-, Netflix- und Bankkonten gehackt würden. Der Spiegel hält dies allerdings für eher unwahrscheinlich. Houseparty reagierte auf den allgemeinen Aufschrei mit einem Post bei Twitter. Dieser sieht eine Belohnung von einer Million Dollar für den ersten Beweis des Gerüchts vor.

Welche App gewinnt?

Da jeder Anbieter sowohl Vor- als auch Nachteile hat, ist die Antwort auf diese Frage sehr schwierig. Am besten überlegst du dir, für was du den Videochat nutzen möchtest. Checke anschließend, ob du den Datenschutzbestimmungen des jeweiligen Anbieters zustimmen kannst. Vermutlich musst du immer einen kleinen Kompromiss eingehen, wenn du Videochats nutzen möchtest.

Manchmal bietet vielleicht auch ein klassisches Telefonat, eine E-Mail oder gar ein persönlicher Brief eine Alternative. Falls nicht, findest du hier nochmal eine kurze Übersicht über die vier Anbieter, die dir bei der Entscheidung helfen soll:

SkypeWhatsApp Zoom Houseparty
Bild-/Ton-
Qualität
++
Daten-
schutz
+/-+/-+/-
besondere
Funktionen
Sprach-
übersetzung
keinegroße
Anzahl
Spiele
max. Anzahl5041008
Kurze Entscheidungshilfe, welche der vier Videochat-Anbieter sich am besten für dich eignet.
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Bild mit freundlicher Genehmigung von Fabian Sigurd Severin