Zukunft der Schule

“Ich möchte was mit Medien machen.” Ein Satz der immer häufiger aus Schülermündern kommt. Doch passt sich die Schule diesem Wunsch an?

Richard David Precht hat sich in den letzten Jahren sehr intensiv mit dem Thema Schule in der Zukunft auseinander gesetzt und seine Vision wird im Folgenden dargelegt. Wenn Herr Precht gefragt wird, warum das heutige Schulsystem unsinnig ist, dann antwortet er meistens, dass eine Gruppe von Menschen, die sich heute zusammensetzen würde, unter der Prämisse ein funktionierendes Bildungssystem zu konstruieren, etwas erschaffen würden, dass wenig mit dem heutigen Bildungssystem zu tun hätte.

Das liegt zum einen daran, dass das Bildungssystem veraltet ist. Zwar wurden durch etliche Reformen einige kosmetische Operationen an diesem ursprünglichen System vorgenommen, aber letzt endlich läuft es immer noch da-rauf hinaus, dass man zur Chefsekräterin ausgebildet wird. Und dieser Grundgedanke, wird in Zukunft nicht mehr funktionieren. Denn wenn man sich, wie Herr Precht, die Frage stellt, in welcher Welt die Schüler von heute und Morgen leben werden, dann stellt man aufgrund der voran-schreitenden Digitalisierung fest, dass es eine komplett veränderte Arbeitswelt sein wird. Viele der heutigen Schüler wer-den in Berufen arbeiten, die es noch gar nicht gibt. Viele werden aufgrund der Algorithmisierung ihre Jobs verlieren. Dafür braucht es charakterstarke, persönlichkeitsentfaltete Menschen. Schöpfer, die aufgrund von intrinsischer Motivation handeln. Nicht aufgrund von extrinsischer. Es braucht Menschen die projektorientiert arbeiten. Hinzu kommt eine große Schwäche, die unser Bildungssystem hat. Und zwar ist es aus lernpsychologischer Sicht völliger Unsinn. Die Zentner an Fachdidaktik, die in den dreizehn ,- vierzehn, – fünfzehntausend Stunden Schule vermittelt werden, führen nicht zu viel Bildung. Genauso wenig wie die verschiedenen Fächer, von denen man am Ende des Tages jeweils ein Viertel behält, wenn überhaupt. Jeder Lernpsychologe bestätigt Ihnen, dass das Lernen von viel Stoff in kurzer Zeit nicht zu viel Wissen führt. Dagegen führt das Beschäftigen mit wenig Stoff, in längerer Zeit zu Bildung. Die Fähigkeit, verschiedenes  Wissen kreativ aufeinander zu beziehen, wird gefördert. Vernetzungen entstehen und eigene Gedanken können entwickelt werden.

Neue Schulen

Aufgrund dieser Umstände stellt sich Precht folgende Schulen vor: In den ersten sechs Jahren werden die Klassenverbände fortgeführt, da sie in dieser Zeit Sinn ergeben. Doch ab der siebten Klasse werden die Klassen aufgelöst und es gibt fortan zwei Stränge. Zum einen den individualisierten Strang. Dort lernen die SchülerInnen, was sie am besten alleine lernen können. Mathe ist dafür ein sehr gutes Thema. Der zweite Strang ist der Projektstrang. Hier lernen die SchülerInnen in zusammenhängenden Sinnkomplexen.

Man lernt also nicht mehr in Mathe irgendwelche Formeln oder in Chemie die Zusammensetzung von Molekülen, sondern man lernt in dem Projekt Klimawandel die mathematischen Formeln, die dort eine Rolle spielen. Genauso beschäftigt man sich mit den chemischen Molekülen, die wichtig für den Klimawandel sind. Im Idealfall leitet dieses Projekt ein ruheständiger Meterologe. Jemand der live erlebt hat, wie der Hase läuft. Mit dieser Art des Unterrichts wird zum einen das tiefe Tal zwischen Schule und Berufswelt überwunden und zum anderen der Irrglaube, dass die Welt des Wissens aus Fächern besteht.

DISZIPLIN VON INNEN

Das Totschlagargument der Kritiker ist in diesem Punkt immer das Gleiche. Wo bleibt da die Disziplin? Doch das ist die falsche Frage. Es gibt einen Unterschied zwischen Disziplin durch Sanktionen und innerer Disziplin. Jemand, der sich im Griff hat in Bezug auf die Hausaufgaben, weil er Angst hat, in dem Moment in dem die Lehrkraft danach fragt, nichts vorweisen zu können, ist noch lange nicht in der Lage, ein Projekt aus sich heraus zu starten. Die Selbstdisziplin ist in einer Struktur, in der die Schüler in Projekten arbeiten, die sie interessieren, inbegriffen.

Darüber hinaus ist Precht nicht der Meinung, die Bewertung abzuschaffen. Er ist aber der Meinung, dass Noten nicht aussagekräftig sind. Gelegentlich argumentieren Vertreter der Noten auch so, dass es ohne Noten keinen Wettbewerb mehr zwischen den Schülern gäbe. Doch ein Wettbewerb zwischen jedem einzelnen Schüler ist ein falsches Verständnis von Konkurrenzkampf. Der Mensch ist so gepolt, dass er in Gruppen gegeneinander konkurriert. Deshalb sollen in den Schulen Lernhäuser, so ähnlich wie bei Harry Potter, eingerichtet werden. Diese messen sich dann spielerisch zum Beispiel in Mathe oder Sport. Precht stellt sich also, wie Du gelesen hast, ein völlig anderes Bildungssystem vor. Er ist kein Fan von weiteren Bildungsreformen. Er sagt, wir brauchen eine Bildungsrevolution. Es wird Zeit, dass sich etwas ändert. Rabelais sagte einmal: „Kinder wollen nicht wie Fässer gefüllt, sondern wie Fackeln entzündet werden.“

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Jonas Brockmann Verfasst von: